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Diamanten: Übersteigt bald die Nachfrage das Angebot?

Folgt auf den aktuellen Gold-Aufschwung ein „hochkarätiger” Preisanstieg bei Diamanten? Die andauernde Inflation gepaart mit niedrigen Zinsen und wirtschaftspolitischen Krisen sorgt dafür, dass Anleger wieder in „bleibende Werte” als Wertspeicher investieren. Der „König der Edelsteine” bieten dabei einige Vorteile: Physische Diamanten haben die höchste Wertkonzentration, sind der mobilste Sachwert und – ähnlich wie Edelmetalle – im Angebot beschränkt. Erfahren Sie, warum Diamantenminen trotz der hohen Nachfrage geschlossen werden, und welche Auswirkungen die Verknappung auf die Preisentwicklung haben könnte.

March 25, 2022
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FINEXITY
AG
Redaktion

Große Nachfrage, glänzende Rendite

Nach einem unvermeidlichen Corona-Rücksetzer verdiente die Diamantenindustrie im Jahr 2021 wieder glänzend. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Bain mit dem World Diamond Center in Antwerpen stiegen die weltweiten Verkäufe von Diamantschmuck um 29 Prozent auf 84 Milliarden Dollar, nachdem sie 2020 um 14 Prozent eingebrochen waren. Sogar im Vergleich zu den 75 Milliarden Dollar im Vorkrisenjahr 2019 war dies ein Anstieg um zwölf Prozent. Auch die Preise für Rohdiamanten stiegen im vergangenen Jahr um stattliche 21 Prozent. Insgesamt gingen die Verkäufe 2021 in Europa um 18 Prozent nach oben, in China waren es 19 Prozent und in den USA sogar 38 Prozent.

Trotz der hohen Nachfrage lag die Produktion der Minenbetreiber noch 20 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Deshalb wurden deren Lager leergekauft und selbst kleine und qualitativ schlechtere Steine auf den Markt gebracht. Die Minenbetreiber konnten ihre Gewinnmarge dennoch um rund zehn Prozentpunkte steigern, die verarbeitenden Unternehmen um etwa vier Punkte und der Handel um etwa sieben Prozentpunkte.

In Kontext der steigenden Diamant-Nachfrage, anziehender Preise und höherer Margen ist es umso verwunderlicher, dass die bedeutende Diamantenmine Argyle Mine im Westen Australiens 2019 geschlossen wurde und bis dato nicht mehr fördert. Deren Tagebau war – mit etwa einem Fünftel der Weltproduktion – global der größte Diamantförderer. Die seit 1983 betriebene Mine hat Rohdiamanten mit einem Gesamtgewicht von insgesamt mehr als 800 Millionen Karat abgeworfen. Argyle-Betreiber Rio Tinto begründete die Entscheidung für das Ende der Diamant-Förderung damit, dass das Vorkommen zur Neige gehe und die Förderung nicht mehr rentabel sei.

Die Argyle Mine genoss einen besonderen Status in der Branche, da sie neben Steinen anderer Farben ca. 90 Prozent der auf dem Markt verfügbaren, seltenen pinkfarbenen Diamanten produzierte. Der Name Argyle steht seit Jahrzehnten Garant für Qualität und extrem wertvolle und weltweit begehrte Steine. Aufgrund der eingestellten Förderung und der damit einhergehenden Verknappung könnte es künftig zu Preissteigerung bei Argyle Diamanten kommen – die Liebhabern bzw. Anlegern attraktive Investmentchancen bieten.

Die größten Diamantenminen der Welt

Nach der Schließung der Argyle Mine stellt jetzt Russland rund die Hälfte der zehn weltweit größten Diamantenminen. Mit Rohdiamanten im Wert von etwa 3,7 Milliarden Dollar (2018) und einem Weltmarktanteil von rund 30 Prozent ist Russland das wichtigste Förderland. Allerdings exportiert Russland nur wenige seiner Diamanten. Die meisten werden in der eigenen Schmuckindustrie oder für Werkzeuge benutzt. Der Anteil Russlands am weltweiten Diamanten-Export liegt bei lediglich 3,8 Prozent, weshalb die aktuellen Sanktionen gegen Russland bzw. dessen Diamantexporte den Markt nicht wesentlich beeinflussen werden.

Das Ranking der weltgrößten Diamantenminen umfasst u.a. diese Förderstätten:

  • Aikhal / Jubilee (Sakha, Russland)

Die Diamantmine der staatlichen Gesellschaft Aikhal Mining, Tochter der Diamantgesellschaft Alrosa, produziert pro Jahr zirka 10,4 Millionen Karat. Zudem besitzt sie die größten noch abbaubaren Reserven in Höhe von 153 Millionen Karat. Noch befindet man sich im Tagebau und einer Tiefe von rund 320 Meter, wird aber nach Erschöpfung dieser bis etwa 730 Meter Tiefe unter Tage weiter abbauen können.

  • Udachny (Sakha, Russland)

Die ebenfalls von Alrosa betriebene Förderstätte ist die derzeit tiefste Mine, die als Tagebau betrieben wird. Udachny besitzt rund 152 Millionen Karat an abbaubaren Reserven und produziert jährlich etwa zehn Millionen Karat.

  • Jwaneng (Botswana, Afrika)

Die Diamantmine liegt im Naledi Tal in Kalahari und produziert jährlich etwa zwölf Millionen Karat. Die Mine wurde 1982 geöffnet und trug dazu bei, dass Botswana zu einem der reichsten Länder Afrikas wurde.

  • Venetia (Südafrika)

Venetia die größte südafrikanische Mine und verfügt über 92,4 Millionen Karat an Diamantreserven. Sie produzierte im Jahr 2018 4,2 Millionen Karat und befindet sich im Besitz und Betrieb von De Beers. Der Tagebaubetrieb wird voraussichtlich bis zum Jahr 2021 fortgesetzt, danach wird bis etwa zum Jahr 2046 auf Untertagebau umgestellt.

Wie Diamanten gefördert werden

Im Jahr 2020 war Arosa mit 30 Millionen Karat Fördermenge der weltweit größte Diamantenkonzern – dicht gefolgt von De Beers mit rund 25 Millionen Karat. Doch die weltweiten Ressourcen werden irgendwann erschöpft sein. Laut einer Studie der Fancy Color Research Foundation (FCRF) wird in den nächsten 25 Jahren die Mehrheit der 45 bedeutendsten Diamantenminen, die heute in Betrieb sind, nicht mehr existieren. In 60 Jahren könnte der letzte Diamant aus deren großen Vorkommen gefördert werden. „Nachschub” ist nicht zu erwarten, da der Entstehungsprozess vor etwa drei Milliarden Jahren im Erdinnern in einer Tiefe von 150 bis 200 Kilometern stattfand.

Das diamanthaltige Gestein gelangte durch Vulkanausbrüche an die Erdoberfläche. Zwei verschiedene Arten von Diamant-Lagerstätten sind heute vorzufinden: Kimberlit- und Lamproitschlote bzw. Pipes zählt man zu den primären, während das Sedimentgestein in Bächen, Flüssen und Küsten zu den sekundären Lagerstätten zählen. Je nachdem wo die Diamanten abgebaut werden, kommen verschiedene Förderungsmethoden zum Einsatz.

Momentan ist der Tagebau die am weitesten verbreitete Vorgehensweise. Hierbei wird der eigentliche Vulkan bis etwa 300 Meter Tiefe im Übertagebau abgetragen. Bis zu einer Gesamttiefe von 1000 Meter wird dann im Untertagebau über Schächte und Stollen das diamanthaltige Muttergestein (Kimberlit) aus der Erde gelöst, an der Erdoberfläche zerkleinert und sortiert. Die Gewinnung von Diamanten aus Kimberlitschloten ist mit ca. 80 % die wichtigste Abbauart.

Weitaus einfacher und weniger aufwändig sind sekundäre Abbaumethoden wie das Auswaschen von Flussgeröll. Diamanthaltiges Gestein wurde aus dem eigentlichen Vulkanschlot durch Wasserläufe mitgerissen. Früher wurde per Hand mit primitiven Pfannen ausgeschlämmt, heute wird der Rohdiamant mit aufwändigen Maschinen aus den Flüssen und Meeresufern herausgewaschen und abgetragen. Diamanten aus sekundären Lagerstätten entsprechen zwar nur ca. 10-15 % der Weltproduktion, dafür sind diese oft von hoher Qualität und überdurchschnittlicher Größe.

Weil viele Landminen versiegen, gewinnen alternative Formen der Diamantengewinnung an Bedeutung – zum Beispiel am Meeresboden. Diese sogenannte Offshore-Förderung ist jedoch extrem kostspielig und kompliziert. Die meisten Edelsteine ​​werden in Tiefen von 120 bis 140 Meter unter dem Meeresspiegel geerntet. Für den Untersee-Abbau verwendet man deshalb leistungsfähige Erdbewegungsmaschinen oder Sprengstoff, um zum diamanthaltigen Kies vorzudringen. Sedimente vom Meeresboden werden dann in ein ferngesteuertes „Crawler“-Fahrzeug aufgesaugt. Ausgestattet mit einem mechanischen Arm schickt der Crawler das Gestein zum Hauptschiff, wo Maschinen die Diamanten aussortieren.

Glänzende Marktperspektive

Im Gegensatz zu anderen, ebenfalls einer natürlichen Verknappung ausgesetzten Rohstoffen wie zum Beispiel Gold gelten Diamanten als besonders krisensicher. Während der Goldpreis von vielen Faktoren abhängig ist (Marktzins, US-Dollar, Inflationsrate, politischen Entwicklungen) folgt die Preisbildung von Diamanten ihren eigenen Regeln. So lässt sich der Diamant-Preis – anders als bei Gold – nicht pauschal angeben.

Die maßgeblichen Kriterien für die Preisbildung von Diamanten sind die „vier C”. Sie stehen für: „Carat“ (Gewicht), „Colour“ (Farbe), „Clarity“ (Reinheit) und „Cut“ (Schliff). In manchen Fällen wird noch das fünfte C, „Certificate“ (Zertifikat), hinzugezogen. Da farbige Diamanten weitaus seltener sind als farblose, werden für diese sogenannten „Fancy Diamonds" besonders hohe Preise gezahlt.

Nach Angaben der FCRF werden die Diamantenpreise bei sinkendem Angebot weiter steigen, wobei Fancy-Diamanten noch schneller an Wert gewinnen könnten, als das übrige Angebot. Zur sinnvollen Portfolio-Diversifikation mit Sachwerten eigenen sich vor allem hochwertige, zertifizierte Diamanten. Investoren, die die Auswahl geeigneter Juwelen, deren Lagerung, Versteuerung und mögliche Veräußerung Experten überlassen möchten, werden auf spezialisierten Plattformen fündig. Dort können Privatanleger bereits mit kleine Geldbeträgen Investmenttoken exklusiver Sachwerte wie Diamanten erwerben, sich ein diversifiziertes Anlageportfolio aufbauen und von dessen Wertsteigerung profitieren.